Lucas Schlüter und Frederick Eichhorst sind Junioren Europameister im 470er!
Der Juli war für uns der wohl aufregendste und erfolgreichste Monat in unserer Segelkarriere. Nach unserer Bronzemedaille bei der Junioren Weltmeisterschaft in Slowenien gingen wir hochmotiviert und ohne jeglichen Erfolgsdruck in die JEM. Nur 5 Tage lagen zwischen Abreise der JEM und dem Transport zur JWM, in denen wir Zuhause feiern und abschalten konnten. Durch Frankreich, entlang der Atlantikküste fuhr Lucas mit seiner Familie die Boote runter nach Vilagarcia de Arousa.
Was uns bei der Ankunft sofort auffiel war die Tide, welche mit ungefähr 2,5 m über den Tag auch einige Besonderheiten im Regattagebiet mit sich bringen sollte. Nicht nur die sehr lange Sliprampe und die unzähligen Muschelbänke auf dem Wasser waren erst einmal gewöhnungsbedürftig für uns, sondern auch der starke und wechselnde Strom mit ca. 15 m pro Minute, der durch die Tide verursacht wurde. Das Revier lag an der Mündung des Río Ulla, welche sich 10 km im Landesinneren befand. Somit hatten wir meist Flachwasser und drehende Winde, was uns als PYCler vom Wannsee natürlich entgegenkam. Für die Vorbereitung planten wir fünf Segeltage, die wir auch effektiv nutzen konnten, um das Revier kennenzulernen und Erkenntnisse zu sammeln.
Die Qualifikationsserie konnten wir mit fünf Top 5 Ergebnissen abschließen und wurden heiß auf eine weitere Medaille.
Im Gold Fleet hieß es also, weiterhin solide Ergebnisse einfahren und das Feld dominieren.
Der Wind kam häufig aus unterschiedlichen Richtungen und brachte uns fast jeden Tag unterschiedliche, neue Situationen und strategische Möglichkeiten. Fast immer hatten wir über 8-12 kn Wind in unseren Rennen, wodurch Pumpen erlaubt wurde. Unsere vergleichsweise sehr gute Vorwind-Roll-Technik machte uns unhaltbar und brachte uns auf nahezu jedem Vorwind viele Meter. Der dazu inkonstante Wind ermöglichte uns auf der Kreuz, clever zu segeln und machte jedes Rennen spannend. Unsere konstanten Ergebnisse in den Gold Fleet Races zahlten sich über die drei Tage hinweg aus. So konnten wir jeden Tag eine Position im Ranking nach oben rutschen. Vor dem letzten Tag lagen wir somit 2 Punkte vor den Griechen in Führung. Da das Medalrace doppelt in die Wertung eingeht und bei Punktgleichheit das Medalrace entscheidet, mussten wir auf jeden Fall vor den Griechen sein, um unsere Position zu verteidigen. Doch auch der Dritte und Vierte hatten noch eine Chance auf Gold. Die daraus resultierende Anspannung setzten wir auf dem Wasser in Motivation um. Schließlich wollten wir das Ding gewinnen. Der Kurs des Medalraces lag im Hafen und der Wind war mit schwachen 4 kn fast nicht segelbar. Bis zum letzten Vorwind lagen wir auf Platz 3 und die Griechen auf Platz 2, was für uns Silber bedeutet hätte. Doch unsere gute Technik, der Blick für Windstriche und kühle Köpfe ließen unseren Traum wahr werden. Knapp hundert Meter vor der Tonne konnten wir durch gute Positionierung mit Halsen die Griechen überholen und anschließend siegessicher den letzten Halbwind ins Ziel genießen.
Mit diesem Erfolg konnten wir sogar ein kleines Stück Geschichte schreiben, denn erstmalig seit 29 Jahren konnten wir im Juniorenbereich bei den Männern Gold für Deutschland holen!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei euch, dem Potsdamer Yacht Club, für die andauernde Unterstützung!
Lucas Schlüter
(Abitur 2019)