20 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen und der Oberstufe bewegten sich während der Projekttage in Berlin Mitte durch verschiedene Regierungsgebäude und damit Verfassungsorgane unserer Demokratie. Wir wollten die Orte demokratischer Strukturen kennenlernen und in persönlicher Anschauung erleben.
Den Anfang machte der Bundesrat in der Leipziger Straße. Das ehemalige preußische Herrenhaus hat eine über 100-jährige Geschichte und ist ein imposantes Gebäude. Die Schülerinnen und Schüler wurden in die Lage von Mitgliedern des Bundesrates versetzt und sollten als Vertreterinnen und Vertreter der Länder abstimmen, ob eine Wiederholung der Führerscheinprüfung Ü65 gesetzlich beschlossen werden sollte. Der „Bundesrat“ überarbeitete den Gesetzentwurf (nur eine theoretische Überprüfung der Kenntnisse der STVO sowie ein ärztlicher Check der Reaktionsgeschwindigkeit) und schickte ihn zur erneuten Diskussion zurück in den Bundestag. Greta (10c) stellte später fest: „Der Ausflug in den Bundesrat hat einen spannenden Einblick in die politische Entscheidungsfindung Deutschlands geboten.“
In den Reichstag, in dem der Bundestag tagt, ging es einen Tag später – und das war für viele der (vorläufige) Höhepunkt dieser Projekttage, doch dazu später. Wir mussten uns zunächst etwas hineindiskutieren, weil nicht alle Schüler und Schülerinnen auf der Besucherliste standen, der Bundestag brauchte die namentliche Anmeldung, lange bevor die Projektteilnahme namentlich geregelt war, aber das Feedback war überzeugend. „Der Bundestag war sehr interessant und lehrreich, es hat viel Spaß gemacht.“ (Amina, 10c) Mara (10c) stellte fest: „Es war spannend, im Bundestag anhand der Einrichtung die Geschichte noch einmal miterleben zu können.“ So sahen wir im Keller des Reichstags eine Installation von Boltanski, bei der man rund 5000 demokratisch gewählten Abgeordneten zwischen 1919 und 1999 in Form ihres Namens begegnen konnte. Und natürlich durften wir auf die Besucherinnentribüne des Plenarsaals.
Zum Schluss war der Kuppelbesuch der krönende Abschluss mit einem fantastischen Blick auf Berlin.
Nach einem Besuch im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den viele nicht sooo spannend fanden, verließen wir am letzten Projekttag die Bundesebene und fanden auf der Länderebene völlig unerwartet für viele im Berliner Abgeordnetenhaus den Höhepunkt für viele Teilnehmenden. Das wirklich beeindruckende Gebäude des Berliner Abgeordnetenhauses findet man in der Niederkirchner-Straße in Mitte und es ist für alle offen, das heißt, ihr könnt es jederzeit – wenn ihr euch ausweisen könnt – besichtigen und das lohnt sich wirklich sehr. Der letzte Programmpunkt unserer Projekttage fand eben dort statt: eine Fragestunde mit den Abgeordneten Lisa Knack (CDU), Julian Schwarze (Bündnis 90/Die Grünen) und Ronald Gläser (AfD). L. Knack ist die Sprecherin für Queerpolitik in der CDU-Fraktion, J. Schwarze in der Fraktion Bündnis90/Die Grünen ist der Sprecher für Stadtentwicklung, Tourismus und Clubkultur. Ronald Gläser ist Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD sowie Sprecher für Medien, Netzpolitik, Verfassungsschutz. Dort blieben wir viel länger als geplant, den drei Abgeordneten wurden viele Fragen gestellt. Die erste stellte Karl Landers (Q1) an Julian Schwarze, sie betraf die Zukunft der Flatowschule und die Antwort war beruhigend, auch Lisa Knack war sicher, dass an der Einrichtung der Eliteschulen nichts geändert werden wird. Alle anderen Fragen betrafen nun verschiedenste Bereiche der Berliner Politik, es wurde nach Verkehrskonzepten, der Erzeugung erneuerbarer Energie IN der Stadt und vielem mehr gefragt. Dabei wurde die Entwicklung der Stadt genauso nachgefragt wie die programmatischen Ideen einzelner Parteien, z.B. wurde R. Gläser explizit nach der Migrationspolitik seiner Partei gefragt. Elongi (10c) stellte später fest: „Am interessantesten war das Gespräch mit den drei Politikern des Abgeordnetenhauses.“, und das fand auch Leni (10c), die feststellte, es sei interessant, Politiker zu beobachten, wenn sie ohne viel Vorbereitung spontan reagieren müssen. Das bezieht sich sicher auch auf die Diskussionen zwischen den drei Abgeordneten, die zu vielen Punkten anderer Meinung waren und sich 2:1 miteinander auseinandersetzten, was vielen von uns den Mund offen stehen ließ. Einhellig stellten wir fest, dass der letzte Tag tatsächlich der Höhepunkt der Projekttage war.
Fotos und Text, MC