Sollte ein Besuch von KZ-Gedenkstätten in der Zukunft verpflichtend sein für Schülerinnen und Schüler?
Die neue Bundesbildungsministerin Karin Prien fordert, dass ein Besuch o. g. Gedenkstätten für unsere Schüler*innen zukünftig verpflichtend sein sollte. Erinnerungsorte und die Beschäftigung mit Einzelschicksalen aus der NS-Zeit vermittelten Empathie, so Karin Prien.
Doch was sagen Schüler*innen selbst zu dieser Problematik?
Die Klasse 9a bereitete im Unterricht eine Argumentation zum o. g. Thema vor und wertete dazu ihren Besuch im ehemaligen KZ Sachsenhausen (Oranienburg) aus.
Im Folgenden Auszüge aus ihren Arbeiten:
Lotte spricht sich für einen Besuch aus, da man gerade vor Ort mit der damaligen Zeit konfrontiert werde und sich anhand der Schicksale der Häftlinge und der Ausstellungsobjekte der Tragweite des Terrors bewusst werde. Jannik betont, dass ein solcher Ort den Besuchern klarmache, dass sich so etwas niemals wiederholen dürfe. Natalie drückt aus, dass die Geschehnisse dort Teil unserer Geschichte seien und man sich diesen auch stellen müsse. Moritz spricht vor allem die emotionale Seite an, ein Besuch vor Ort wirke mehr als der „Theorie-Unterricht“ in der Schule. Luisa hat besonders das Leid der Häftlinge, ihre Lebensumstände im Lager nachhaltig beeindruckt und sie findet es wichtig, dass die Schüler*innen Empathie entwickeln und der Opfer gedenken. Mila konnte sich vieles einfach gar nicht vorstellen, was damals passierte, aber während des Rundganges wurde sie aufgeklärt, bekam viele Antworten, sodass der Besuch einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterließ. Vicky schlussfolgerte, dass die Beschäftigung mit der NS-Zeit wichtig sei, um aktuelle Probleme wie Rassismus und Rechtsextremismus richtig einordnen zu können.
Während sich die Mehrheit der Schüler*innen für einen Pflichtbesuch aussprach, gab es auch kritische, mahnende Stimmen. Kann/Will sich wirklich jede Schülerin/jeder Schüler mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte befassen? Ist jeder in der Lage, einen solchen Besuch emotional, psychisch zu verarbeiten? Klingt das Wort „Pflichtbesuch“ wirklich gewinnbringend?
Wir werden abwarten und beobachten, wie sich die Bundesregierung positioniert. Bei uns an der Schule besuchen die 9. Klassen das ehemalige Lager Sachsenhausen im Rahmen des Tages der GeWi. Durch eine ausreichende Vor- und Nachbereitung im Unterricht gab es überwiegend positives Feedback, sodass dieser Besuch auch im nächsten Jahr wieder geplant wird.
Text: A. Goerke