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Der Fachbereich Deutsch stellt sich vor

Wie wir die Welt wahrnehmen, sie verstehen, uns in ihr sehen mit unseren Überzeugungen, Prioritäten und Wertvorstellungen, all das spiegelt sich in unserer Sprache. Dabei verändert sich jede lebende Sprache – durch die Sprechenden und gleichzeitig müssen wir ständig Regelveränderungen folgen.

Wie sehr allein der Wortschatz unsere aktuelle Welt abbildet, zeigen jene Wörter, die jeweils in den neu erscheinenden Duden aufgenommen wurden. Voraussetzung dafür ist, dass sie häufig in der deutschen Schriftsprache benutzt wurden. 2020 waren das z.B. Hatespeech, cis- und transgender, Insektensterben. Wörter, die davon zeugen, wie genau Sprache uns in unserer Welt abbildet.

Diskriminierungs- und von Rassismus freie Sprache, Gendern, Sprachverkürzungen in sozialen Medien, Wortschatzerweiterungen – all das beschäftigt die Sprecher*innen. Das Bewusstsein für die eigene Sprache, für die eigene Verantwortung beim Sprechen und Schreiben zu entwickeln, ist ein wichtiger Teil des Deutschunterrichts.

Trotz Rudi Kellers Aussage: „Die Fehler von heute sind die Regeln von morgen.“, und unseres Wissens um den allgegenwärtigen Sprachwandel sind Sprechen, Zuhören, Schreiben und Lesen Grundkompetenzen, die im Deutschunterricht vermittelt werden und zwar auf der Grundlage geltender Regeln. Das mündlich wie schriftlich ausdrücken zu können, was man wirklich sagen will, die Sprache so entwickelt zu beherrschen, dass fachliches Wissen erworben werden kann, sind grundlegende Fähigkeiten, die Deutsch in unserem Fach zum Lerngegenstand selbst machen.

Soll ich etwas erklären oder begründen? Und was bitte ist der Unterschied? Wie soll ich denn bitte 5 oder 10 Minuten über einen strittigen Sachverhalt strukturiert erörternd sprechen? Was, jetzt soll das auch noch multimedial präsentiert werden? All das sind Kompetenzen, die der Deutschunterricht von der 7. Klasse bis zum Abitur vermittelt.

Diskutieren kann jeder, Eltern wissen das. Im Unterricht beschäftigen wir uns damit, noch besser diskutieren zu können. Argumente können nachvollziehbarer dargelegt werden, Gesprächsstrategien können ausgebaut werden, zwischen Moderieren, Zuhören und Sprechen kann gewechselt werden. Wir finden, das sind wesentliche Fähigkeiten in einer Demokratie.

Und schriftlich? Da ist es immer noch ein Hauptthema, richtig zu schreiben. Prüft euch doch selbst einmal:

Mit Hilfe einer … gibt man die Zeit an. Die früheste Menschheitsgeschichte nennt man …geschichte.  U(h)rig, oder?

Getreide muss man …, das Bild will er …  (Ma(h)l nachdenken!)

Lerne nicht, schlafen! – Lerne, nicht schlafen! 🙂

Nachdenken beim Schreiben ist etwas, worauf wir großen Wert legen. Automatisierung entsteht erst nach tausendfacher Wiederholung, da unterscheidet sich das Schreiben nicht von Abläufen beim Sport. Und so wie niemand deutscher Meister wird, der nur dann, wenn er beobachtet wird, richtig trainiert, so wird auch niemand sicher in der Rechtschreibung, der Zeichensetzung und der Anwendung von grammatischen Regeln, wenn er oder sie nur im Deutschunterricht auf die Einhaltung der Regeln achtet.  Regelwissen dieser Art ist die Grundlage für das Schreiben, darauf entwickelt sich die Fähigkeit, informierend, erklärend, argumentierend und gestaltend zu schreiben. Neben traditionellen Aufgabenarten, die alle aus dem Schulunterricht kennen, ist v.a. das auf verschiedenen Materialien gestützte Schreiben neu und, wie wir glauben, wichtig. Welche Materialien brauche ich, um mich in ein neues Thema einzuarbeiten? Sind die Informationen glaubwürdig? Widersprechen sie sich?

Wir lesen aktuelle Jugendromane und Texte anderer Genres, Texte der Literaturgeschichte und beschäftigen uns auch hier u.a. damit, wie Sprache ihre Zeit abbildet und wie Wertvorstellungen sich verschieben.

Unser Oberstufen-Unterricht schließt sich aufbauend an den Mittelstufen-Unterricht an und führt letztlich über die zentralen Prüfungsaufgaben zum Abitur.

Dr. Martina Chiari