Herrn Goerke (seines Zeichen ein echter Schiller-Fan) verdankte der gesamte 10. Jahrgang die Möglichkeit, am 07.03. für nur 9 Euro in das Berliner Ensemble gehen zu können, um sich dort die Vorpremiere von „Kabale und Liebe“ anzuschauen.

Für Nichtkenner ist die Story schnell erzählt: Bürgermädchen und adliger Major verlieben sich unsterblich ineinander. Standesdünkel, Intrigen, hinterhältige Lügen und kaltes Karrieredenken des Adels lassen den Traum einer durch Toleranz gesegneten Verbindung tragisch enden – beide sterben an Gift, das Ferdinand zunächst Luise unbemerkt verabreicht. Als er einsehen muss, dass er sie völlig zu Unrecht der Untreue verdächtigt hat, nimmt er es selbst. Das Sturm und Drang- Stück gestaltet sich trotz dieses tragischen Endes nicht als Siegesfeier des überlebten Herrschaftsanspruchs des Adels, sondern als Kampfaufruf für eine gerechte Welt.
Das funktioniert, denn als Zuschauer rebelliert man gegen diesen Sieg der moralisch verkommenen Krüppel und wünscht ihnen einen Untergang mit Pauken und Trompeten.

Es klingt vielleicht missverständlich, aber wir waren doch allgemein überrascht, dass wir das Stück So ganz verstanden haben. Zwar war der Text gekürzt worden (Dank an Peymann!), aber nicht verändert. Und weder das „puristisch“ zu nennende Bühnenbild noch die Regieeinfälle gaben Rätsel auf: Im Kreis angeordnete Scheinwerfer, einer Uhr ähnlich, gaben die voranschreitende Zeit am; der korrekt frisierte, auf verdeckten Stelzen daherkommende übergroß erscheinende Präsident (Vater von Ferdinand) symbolisierte den herrschenden Adel und die bürgerlichen Eltern von Luise waren weiß als Zeichen der Unschuld gekleidet.

Vielleicht war es bezweckt, dass diese beiden Schauspieler (Martin Seifert und Traute Hoess) uns am besten von ihrer Darstellungsleistung her gefallen haben; sie zeigten sich ganz natürlich, als lebendige Menschen. Es tut uns leid, es sagen zu müssen, aber dagegen empfanden wir die anderen Figuren als farblos, hölzern und leblos dargestellt und daran änderten auch mehrfache Schreie nichts!

Aber vielleicht waren wir auch zu sehr dem klassischen Theater verhaftet…!?

Marie U. (10. Jahrgang)