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Wandbild im Eingangsbereich der Aula der Flatow-Oberschule (Foto Brandau)

Unsere Schule trägt den Namen der beiden Cousins Alfred und Gustav Felix Flatow. Beide nahmen als Vertreter des Berliner Turnvereins an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen teil und gewannen für ihr Heimatland mehrere Goldmedaillen, z. B. mit der Mannschaft am Barren und Reck. Sie avancieren damit zu den ersten deutschen Olympiahelden, werden für Turner und Sportler zu Vorbildern.

Doch nicht alle in Deutschland feiern ihre Erfolge.  „In der Heimat verschweigt die Deutsche Turnerschaft die Erfolge ihrer Athleten. Die nationalkonservative Verbandsführung lehnt die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen und den Olympischen Spielen strikt ab.“ (jüdische-sportstars.de)

Noch härter trifft beide die Verfolgung durch die Nationalsozialisten, in deren Folge Gustav Felix und Alfred Flatow beide in das KZ Theresienstadt deportiert werden. Alfred Flatow wird dort 1942 ermordet, sein Cousin Gustav Felix verhungert in dem Lager 1945.

Alfred Flatow

  • geb.: 03. Oktober 1896 Danzig
  • ermordet: 28. Dezember 1942 KZ Theresienstadt
  • ist begeisterter Sportler/Turner
  • seit seinem 8. Lebensjahr Mitglied im Turnverein Danzig
  • schließt sich mit 18 Jahren der Berliner Turnerschaft an
  • feiert viele sportliche Erfolge
  • dreifacher Olympiasieger und einmal Zweitplatzierter
  • veröffentlicht turnmethodische Schriften
  • wird 1933 aus dem Verein ausgeschlossen
  • emigrierte 1938 in die Niederlande
  • 1942: Deportation nach Theresienstadt

Gustav Felix Flatow

  • geb.: 07. Januar 1875 in Berent
  • 29. Januar 1945: verhungert im KZ Theresienstadt
  • Mitglied des Berliner Turnvereins
  • bis 1914
  • ist ein begeisterter Sportler
  • 1894 Olympische Spiele
  • nimmt auch an den Olympischen Spielen 1900 in Paris teil
  • flüchtet 1933 in die Niederlande
  • arbeitet als Kaufmann für Kleidung
  • muss 1943 vor den Nazis „untertauchen“
  • aufgrund eines Verrates Deportation in das KZ Theresienstadt
  • Tod durch Verhungern, nachdem er 20 kg Gewicht verliert

Die von Bernd Finkenwirth geschaffene Gedenkstele für die vom NS-Regime ermordeten jüdischen Sportler Alfred und Gustav-Felix Flatow besteht aus einem 170cm hohen quaderförmigen geputzten Mauerwerkskörper mit einer gesimsartigen Verdachung, in den eine bronzene Relieftafel eingelassen ist. Der Quader umfasst am Fußpunkt einen Muschelkalksteinblock, der auf der Rückseite der Stele herausragt. Es ist der ehemalige Sockel der Plastik „Agitator“ von Senta Baldamus, die hier 1967 aufgestellt wurde, der in die Stele mit eingearbeitet wurde. Die Wiederverwendung des Sockels erscheint gestückelt und nimmt etwas von der Denkmalwirkung der Stele.

Die große Relieftafel für die Sportpioniere zeigt die Porträts von Gustav Felix Flatow und Alfred Flatow nebeneinander sowie den stilisierten Grundriss der Festung Theresienstadt, die vom NS-Regime zur Anlage des Konzentrationslagers genutzt wurde. Der Umriss der Festung hat Ähnlichkeit mit dem Davidstern. Innerhalb der Festungsbastionen sind dicht ineinander verwoben Opfer des Lagers und ihr Leid dargestellt. Daneben sind symbolhaft Szenen aus dem Turnen festgehalten, was die Sportdisziplin der Olympiasieger war.

Die Gedenkstele wurde am 14.10.1995 enthüllt. Sie geht auf einen Entwurf des Künstlers Bernd Finkenwirt zurück, der die Relieftafel in Tschechien gießen ließ. Ihre Aufstellung entstand im Rahmen des damaligen Senatsprogramms ‚Schule gegen Gewalt‘. Die Idee zur Ehrung der jüdischen Olympioniken ging von einem Schulprojekt der Flatow-Oberschule aus, deren Namen sie seit 1992 trägt. Die Stele fand direkt neben dem Hauptportal der Schule einen würdigen Platz. Sie trat an die Stelle der Bronzeplastik „Agitator“ (1967) von Senta Baldamus, die vor dem linken Gebäude-flügel neu aufgestellt wurde. Das Erinnerungsmal gedenkt der aufgrund ihrer jüdischen Herkunft vom NS-Regime verfolgten und ermordeten Cousins Gustav Felix Flatow (1875 – Theresienstadt 1945) und Alfred Flatow (1869 – Theresienstadt 1942). Die beiden in Berlin lebenden Turner nahmen erfolgreich an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen teil. Alfred holte 3x Gold und 1x Silber, Gustav Felix 2x Gold. Während des Dritten Reiches mussten sie aus dem Turnverband ausscheiden.

Beide wurden 1942, bzw. 1943, ins KZ Theresienstadt deportiert, wo sie elend verhungerten. Die Schüler und Schülerinnen der Flatow-Oberschule, eine Eliteschule des Sports, hatten sich intensiv mit der Lebensgeschichte der Flatow-Cousins befasst. Das Schulgebäude wurde 1955 als FDJ-Schule fertiggestellt. Später wurde der große Baukomplex als Sonderschule der Bezirksleitung der SED (auch SED-Bezirkspartei-schule Friedrich-Engels) benutzt. Nach der Wende zog die Kinder-und Jugendsports-schule Paul-Gesche aus dem Gebäude der Alexander-von-Humboldt Schule in dieses Gebäude. Es entstand eine sportbetonte Gesamtschule, die später in eine sportbetonte Realschule und ein sportbetontes Gymnasium aufgeteilt wurde. Seit 1992 heißt die Lehrstätte Flatow-Oberschule. Gegossen in einer tschechischen Gießerei (Jürgen Tomisch / Barbara Anna Lutz).

Quelle: https://bildhauerei-in-berlin.de/bildwerk/flatow-gedenktafel-8062/