Bericht Sechs-Tage-RennenSamstag, der 28. Januar 2012. Es soll eine goldene Nacht bevorstehen. So zu mindest verspricht es die Aufschrift meiner Eintrittskarte zum Berliner Sechstagerennen. Ob das so wird, bezweifle ich im Vorfeld jedoch stark.
Was kann schon interessant daran sein, wenn ein paar Typen auf ihren Fahrrädern im Kreis fahren? Ich hoffte natürlich, dass ich etwas anderes erleben werde, als ich vermutete, weil sonst der Abend ziemlich lang werden würde.

Also das Velodrom voller Hoffnung auf Aktion und Spannung pünktlich zum ersten Rennen geentert. Bloß was ich sah, war irgendwie nicht meinen Erwartungen entsprechend. Die Halle war fast noch leer und einige Talente drehten ihre Runden im Zukunftsrennen. Toll, wenn das den Abend so bleibt, war es wohl eine Fehlentscheidung seinen sportlichen Horizont mal wieder zu erweitern. Gut, also erst mal einen kleinen Rundgang gestartet und festgestellt, wie teuer Radsport eigentlich ist. Fahrräder, die Preise eines Kleinwagens haben oder deren Gewicht leichter als meiner gefühlten Sporttasche ist.
Also zum ersten Mal beeindruckt. Doch dieser wurde schon wenige Sekunden später mehr als in Grund und Boden versenkt. Vor mir stand auf einmal Robert Förstermann. Einer der erfolgreichsten Radsportsprinter Deutschlands. Er hat einen Oberschenkelumfang von sensationellen 72 cm . Eine ältere Dame konnte dies nicht glauben und fasste einfach mal richtig am Hintern zu und bestätigte das er echt ist. Auch ich muss sagen, ich glaube, ich habe noch nie einem Mann so lange auf sein Hinterteil gestarrt. Einfach unfassbar dieser Körperbau.

So dann gings aber richtig los. Die kleine Jagd startete. Dieses Rennen geht 30 Minuten und ist wirklich, entgegen meiner Erwartungen, der absolute Hammer. Gefahren wird in Zweierteams, wobei nach jeder Runde gewechselt wird. Ziel ist es, Runden gegenüber seinen Konkurrenten herauszufahren, also sie zu überrunden. Dann gib es noch Punkte immer nach einer gewissen Rundenzahl. Diese zählen bei Gleichstand. Es war wirklich 30 Minuten pure Aktion. Wie man sich gegenseitig beim Wechsel voran katapultierte und das bei einer Geschwindigkeit von 50 Km/h. Inzwischen hatte man auch mal die Bahn genauer unter die Lupe genommen. Die Neigung der Bahn in der Kurve beträgt immerhin 45 Grad! Das macht die Sache noch spannender.

Im Laufe des Abend bemerkte ich auch, wie vielseitig der Radsport eigentlich ist. Steher, Sprinter, Verfolgung und viele andere Disziplinen füllten das Abendprogramm. Dann dazu noch eine Stimmung in der Halle , die ich mir nie hätte vorstellen können. Als dann auf einmal Motorräder in die Halle fuhren, hintern denen die Radfahrer herfuhren, um noch höhere Geschwindigkeiten zu erreichen, war ich definitiv sicher, dass ich im nächsten Jahr wieder Besucher des Berliner Sechstagerennen sein werde. Zwischen durch dann noch ein kleiner Auftritt der Puhdys und dann folgte das Highlight des Abends, die große Jagd. Gleiches Regelwerk wie bei der kleinen Jagd, bloß die Dauer betrug dann 45 Minuten. Diese 45 Minuten wurde die Halle wieder zu einem kochenden Kessel. Wenn dann ein Team zur Überrundung ansetzte, wurde es nach vorne gebrüllt, was die Stimmenbänder hielten.
Danach war der Samstagabend noch lange nicht beendet. Es standen noch einige andere Disziplinen auf dem Programm. Jedoch verließ die breite Masse die Halle schon. Dazu kann man nur eins sagen. Egal ob Fußball, Eishockey, Radsport oder Basketball, wer geht, weil seine Mannschaft hinten liegt oder sonst was, soll zu Hause bleiben. Denn gehen vor der Siegerehrung ist einfach mal respektlos gegenüber den Sportlern. Mehr negatives kann man aber wirklich nicht über dieses Spektakel nicht verlieren.
Gegen 2.30 Uhr fand ich mich dann in meinem Bett wieder und schaute auf einen mehr als gelungenen Tag zurück.

Bericht Lars W.
Herzlichen Dank für diesen tollen Bericht 🙂

Quelle Foto: Pressearchiv http://www.sechstagerennen-berlin.de/index.php/presse/archiv