Margot Friedlander - Nach 60 Jahren wieder in Deutschland Margot Friedlander: Nach 60 Jahren USA, zurück in Deutschland!
Auf unserem Tagesplan stand „Margot Friedlander – Zeitzeugin des 2. Weltkrieges“.
Aufgrund der uns im Vorfeld bekannten Tatsache, dass Margot Friedlander schon 91 Jahre alt sei, erwarteten wir eine altmodische, etwas schrullige Frau mit viel Lebenserfahrung und einer interessanten Geschichte. Zumindest in den ersten zwei Punkten hatten wir uns getäuscht.

Nach anfänglichem Staunen, einer so modernen Frau aufgrund ihrer stilechten Kleidung und allgemeinem Auftreten gegenüberzusitzen, waren wir schon nach kurzer Zeit gefesselt von ihrer Lebensgeschichte.
Anfänglich wurde zur Einleitung ein Film von Margot Friedlander gezeigt, welcher ihre tragische Vergangenheit dokumentiert.

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Als 21-jährige Frau will sie sich mit ihrem Bruder Ralph und ihrer Mutter am 20. Januar 1943 treffen, um die Flucht vor der Gestapo aus Berlin vorzubereiten. Am besagten Treffpunkt erfährt sie, dass ihr Bruder kurz zuvor von der Gestapo abgeholt wurde. Auch ihre Mutter erscheint nicht zum besagten Treffpunkt und hinterlässt ihrer Tochter folgende Botschaft auf einen kleinen Zettel: „ Ich habe mich entschlossen, mit Ralph zu gehen, wohin immer das auch sein mag. Versuche dein Leben zu machen.“ Margot beschließt unterzutauchen, fünfzehn Monate dauert das Leben im Untergrund. Dreimal entkommt sie der Gestapo nur um Haaresbreite. Im April 1944 tappt sie in eine Falle, wird nach Theresienstadt deportiert und überlebt mit viel Glück. Ihre Mutter und ihr Bruder werden in Ausschwitz ermordet. 1946 emigriert Margot Friedlander zusammen mit ihrem Mann in die USA. Nach dem Tod ihres Mannes kehrt Margot Friedlander nach 60 Jahren nach Deutschland zurück, um ihre Vergangenheit endgültig abzuschließen. Sie versucht dabei uns jüngerer Generation, ihre Lebensgeschichte näher zu bringen, uns über die schrecklichen Zeiten aufzuklären und zu sensibilisieren.
Besonders erschreckend in dem Film fanden wir das Handeln der Mutter, der Tochter nur einen Zettel zu hinterlassen, auf dem unpersönlich geschrieben stand: „Versuche dein Leben zu machen!“

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Nachdem wir den Film mit beklemmenden Gefühlen gesehen hatten, eröffnete Herr Nietzelt eine Fragerunde. Aufgrund der Hochachtung vor ihrem Mut und ihrer lebensbejahenden Art, welche wir Margot Friedlander entgegenbrachten, war es so kurz nach dem Film für uns schwer, Fragen zu formulieren. Nach anfänglicher Beschämtheit kamen dann doch noch die einen oder anderen Fragen zustande, welche sie souverän beantwortete.
Beeindruckend war, dass sie nach alldem, was ihr in Deutschland durch das Hitlerregime widerfahren ist, dennoch hierher zurückkehrt, um ihre Geschichte und die vieler anderer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Wir Schüler waren von der Geschichte ergriffen, dass die von ihr mitgebrachten Bücher über ihre Lebensgeschichte nach kurzer Zeit verkauft waren und fleißig die ISBN-Nummer aufgeschrieben wurde.
Wir wollen uns bei allen Organisatoren bedanken für einen faszinierenden Ausflug in das Leben der Margot Friedlander.

Hier ein Interview mit Margot Friedlander (Quelle: tv.berlin, 06. März 2009)

Henriette Malzahn und Karoline Koppehel, 12. Klasse

Quelle Fotos: (c) Jahn, 2010
(Die Fotos wurden in einer vorangegangenen Veranstaltung mit M. Friedlander aufgenommen.)