Im Rahmen des PW-Unterrichts machte sich Q3 vor einigen Wochen auf, das nahegelegene Flüchtlingsheim „Salvador Allende“ zu besuchen, um sich ein konkretes Bild von der Situation der dort Lebenden zu machen und mit ihnen zu sprechen.

Vorher wurden mehrere Vorabsprachen mit dem Heimleiter getroffen, ein Termin war schnell ausgehandelt und wir hatten uns auch inhaltlich gründlich auf das Treffen vorbereitet: Welche Fragen kann man den Asylanten, welche eher dem Heimleiter stellen? Keinesfalls wollten wir den Eindruck erwecken, neugierige Gaffer zu sein! Uns war klar, dass wir bei unserem Besuch auf teilweise schwer traumatisierte Menschen treffen werden, die Unvorstellbares durchgemacht hatten.

Als wir im Heim eintrafen, der erste Schock: Trotz vereinbarten Termins war der Heimleiter nicht da. Er war kurzfristig abberufen worden, um eine neue Flüchtlingsunterkunft einzurichten. Diese neue Unterkunft war eine Turnhalle.

Das war der zweite Schock! Allerdings wurde uns dadurch mit einem Schlag klar, wie angespannt die Lage wirklich war.

Eine freundliche Sozialarbeiterin, die vom Heimleiter telefonisch über unser Anliegen informiert wurde, stellte sich dann unseren Fragen. Zusammengefasst erfuhren wir Folgendes: Das Heim wurde an diesem Tag von 286 Flüchtlingen bewohnt (allerdings steigt die Zahl täglich!); 22 Nationalitäten (von den Balkanstaaten über Ägypten bis hin zu Vietnam) waren vertreten. Die soziale Herkunft war ähnlich bunt gemischt wie die Altersstruktur: vom drei Wochen alten Baby bis hin zu einem siebzigjährigen Mann.

Da das „Salvador-Allende-Haus“ früher ein Altersheim war, ist die Innenausstattung nicht mit anderen Einrichtungen, die man aus dem Fernsehen oder dem Internet kennt, zu vergleichen: hauptsächlich Zweibettzimmer mit eigener Toilette und Waschgelegenheit, Fünfbettzimmer für Familien. Also menschenwürdig!

Wie schwer, aber auch gefährlich die Flucht ist, schilderte uns ein junger Ägypter, Hany: Er ist 28 und war in der Heimat Fahrer. Sehr lange musste er sparen, bis er einen Platz in einem Boot bezahlen konnte, das ihn von Alexandria nach Italien brachte, denn diese „Reise“ in ein vermeintlich besseres Leben kostete ihn 9 000 Euro. Von Italien wurde er dann nach Deutschland geschleust. Das alles geschah illegal. Hier angekommen wurde er einer sogenannten „Erstaufnahmestelle“ zugeteilt, in der er 3 Monate blieb, bis er dann schließlich in das Flüchtlingsheim Salvador Allende“ gebracht wurde.
Hany ist nun seit 9 Monaten in Deutschland und bemüht sich, hier den Führerschein machen zu können, damit er später wieder in seinem Beruf arbeiten kann. Aber seine Zukunft ist ungewiss: Wird er letztlich eine unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung bekommen?

Es muss ein schlimmes Leben sein in einem fremden Land, ganz alleine, ohne gesicherte Perspektive! Wenn man dann noch Berichte über privat geführte Asylantenheime sieht, in denen Flüchtlinge misshandelt und erniedrigt werden, fehlen einem die Worte und man möchte nur noch laut schreien!

Diese Exkursion lässt uns nachdenken: Da leben hier 22 Nationalitäten friedlich miteinander und in der Welt brennt es an allen Ecken. Wer legt die Brände, wer hat etwas davon?

Bevor ich es vergesse: Allen Eltern, Schülern und Lehrern, die uns Spenden mitgegeben haben, danken wir im Namen der Flüchtlinge ganz herzlich für ihre praktizierte Mitmenschlichkeit. Reden wärmen nämlich nicht! (Warme Kindersachen werden aber immer noch gebraucht!)

Konstantin L.
Q3, GK PW